Heute ist der 17.03.2021. Alfred ist in der Schule im Präsenzunterricht, Theo ist diese Woche noch im Home-Schooling, denn er ist in einer Gruppe, deren Wechselunterricht erst nächste Woche beginnt. Währenddessen steigen die Inzidenzen bundesweit stark an, weil sich die britische Variante des Coronavirus exponentiell verbreitet, also wissen wir nicht, wie lange der Präsenzunterricht noch anhält. Manuela hat die ganze Woche Schulung und lauscht, auf der Couch liegend, gebannt dem Vortragenden in ihrer Online Schulung. Ich selbst habe in etwa 40 Minuten ein Projektmeeting, eines der letzten, denn mein Vertrag mit der Uni Darmstadt endet zum 31.03.2021, weil ich sonst keine Chance hätte, die Doktorarbeit bis zur Abreise zu beenden.
Diese Aktivitäten stellen eine Momentaufnahme für den heutigen Mittwoch dar. Sie fügen sich ein in eine Situation, die ich als „Chaos in der Zwischenwelt“ bezeichnen würde. Das Haus ist verkauft, am 15.04.2021 ist die Übergabe. Der Hausstand ist zum großen Teil bereits bei eBay oder eBay-Kleinanzeigen eingestellt, verkauft oder bei uns vor der Tür in den Umsonst-Kisten gelandet (und dann ziemlich schnell weg, denn die Leute nehmen alles mit, wenn es nix kostet). Das Boot ist eine Baustelle, noch immer, denn die Renovierungsarbeiten übertreffen bei weitem unsere Erwartungen. Also fahren wir jeden Samstag hin und renovieren, während unter der Woche die anderen Dinge erledigt werden und „nebenbei“ die Planung der Renovierung sowie Schleif- und Lackierarbeiten vorgenommen werden. Achja, und Kinderkümmern, Haushalt, Garten, sowie kochen, putzen, etc. gibt’s auch noch.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl in diesem Chaos zu sitzen. Wir alle sind schon einmal umgezogen, haben irgendwo die Zelte abgebrochen und woanders neu aufgestellt. Dies hier ist aber anders, denn auf das Schiff kommt wenig mit. Hier im Haus reicht es also nicht, alles in Kisten zu verpacken und mitzunehmen. Stattdessen muss für jeden Gegenstand abgewogen werden, ob er mitkommt, eingelagert oder verkauft wird, in die Umsonst-Kiste kommt oder ob wir ihn vernichten bzw. wegwerfen. Ja, und vorgestern haben wir mit den Erinnerungskisten angefangen, die bisher jeden Umzug einfach mitgemacht haben… Tumultartige Szenen sage ich Euch und ohne Schnaps nicht zu bewältigen.
Und bei all der Trennung entsteht gleichzeitig etwas Neues. Ein neuer Anfang. Wir bauen das alte Leben ab und bauen mit dem Schiff ein neues auf. An vielen kleinen Beispielen merken wir das konstruktive. Manuela hat den neuen Stoff für die Bezüge bestellt, das fehlende Brett für die Achterkabine gesägt, geschliffen und eingepasst. Ich habe das Elektropanel zumindest von der Vorderseite fertig und während wir uns im Wohnzimmer bis gestern nur mit Bergsteigerausrüstung bewegen konnten, gibt es heute immerhin einen Pfad ins Esszimmer.
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