20. – 22.08.2021 Bremerhaven – Ijmuiden

Endlich geht es weiter! Das Gestänge des Bimini ist montiert und wir sind fast reisefertig. Wir müssen nur noch tanken. Damit es mit der Tide auf der Weser klappt, sind wir früh aufgestanden und konnten bereits um 8 Uhr morgens ablegen. Zur Tankstelle war es nicht weit, nur einmal links ums Eck im Fischereihafen. Das Anlaufen der Tankstelle erwies sich als schwieriger als gedacht. Zwar hatten wir den betreffenden Yachthafen schnell identifiziert, die Tankstelle selbst aber bestand aus einer, nun ja, „älteren“ Zapfsäule auf einem Steg für mutige oder schwimmwestentragende Menschen. Das sollte sie sein? Sie musste es wohl, denn eine andere war weit und breit nicht in Sicht. Allerdings war die Tiefe recht gering und wegen eines gegenüberstehenden Pfeilers der Anfahrwinkel recht flach. Zu flach für unseren ersten Anlauf… Und so rammten wir mit unserem Buganker einen der Pfeiler der Tankstelle. Aber keine Angst, die Tankstelle steht noch und von dem Geld, das wir für die 500L Diesel daließen, können die sich wahrscheinlich eine neue Tankstelle mit Schwimmsteg aus purem Gold hinzimmern…

Etwas anders als mit dem Auto…

Nach dem Tanken ging es durch die Schleuse auf die Weser und raus in die Nordsee. Diese empfing uns mit wenig Welle und Sonnenschein. Wir überlegten noch, ob wir einen Zwischenstopp auf Borkum einbauen sollten oder nicht. Die Flaute und das gute Wetter ermunterten uns an Borkum vorbei bis Ijmuiden durchzufahren. D.h. wir verlassen nun Deutschland. Zwar wurde das auch mal Zeit, aber kam dann doch plötzlich und recht unspektakulär daher. Aber das Spektakuläre erhofften wir schließlich von der weiten Welt, in die es jetzt ging.

Es wurde unsere längste Fahrt bis dahin – 2 Tage. Der herrliche Sonnenschein veranlasste unsere Kinder dazu, sich etwas abzukühlen, indem sie sich einen Eimer Nordseewasser über den Kopf gossen. Das war auf jeden Fall erfrischend, denn die Nordsee war schon empfindlich kalt.

Theo bei seiner Nordsee-Dusche

Des Weiteren nutzten wir die Flaute, um das Mensch-über-Bord-Manöver zu üben. Herhalten musste einer unserer Rettungskragen, wir tauften ihn auf den Namen „Herbert“. Jeder durfte einmal Herbert über Bord schmeißen und die anderen drei mussten ihn an Bord holen. Dabei wurde „Herbert“ überfahren oder mit dem Bootshaken aufgespießt. Schließlich gelang noch allen an Bord, Herbert unter ihrer Führung wieder an Bord zu bugsieren, so dass er noch heute glückliches Crewmitglied ist und (sich) nicht auf der Nordsee herumtreiben muss.

Die Nachtwachen waren besonders. Obwohl die Nordsee eigentlich viel befahren wird, erschien uns das Verkehrsaufkommen gering. Hier und da mal eine Fähre oder ein Fischer oder als Highlight ein Frachter, der uns überfahren wollte. Tatsächlich magisch aber waren in der ersten Nacht die Wellen, die Nala durch die Fahrt durch die Nordsee verursachte, denn sie fluoreszierten! Obwohl man keine Wache mehr halten musste, blieb man noch an Deck und schaute einfach den fluoreszierenden Wellen zu (Der Moment erinnerte ein wenig an Szenen aus „Life of Pi“). Mal schauen, ob uns diese noch irgendwo anders auf der Welt wieder begegnen.

Ein magischer Moment

Kurz vor Ijmuiden hatten wir dann einen Regenschauer abbekommen. Dass hätten nicht sein müssen. Aber er hatte trotzdem etwas Tolles – einen Regenbogen bei Nacht (nein, nicht Mondbogen! Sonst müsste es ja auch Sonnenbogen heißen :D). Auch so etwas hatten wir vorher noch nicht gesehen.

Im Morgengrauen ankommend machten wir erstmal irgendwo im Hafen fest. Die Kinder schliefen noch tief und fest. Doch was ist das – eine dicke fette Schramme an der Seite unserer Nala. Wir fragten uns, wo die herkam und, jupp, es musste unser Tankstellen-Malheur gewesen sein. Zum Glück ist die Schramme nicht tief, so dass wir diese mit dem Ablösen unserer Steinschlagfolie auch loswerden könnten. Aber nicht jetzt. Wir beschlossen, dass wir die Schramme lieber beschriften und uns daran erinnern können.

Nach 3 Stunden Schlaf ging es zum Anmelden. Wir stellten fest, dass wir wirklich am äußersten Zipfel des Hafens angelegt hatten und wir eine halbe Weltreise zum Hafenbüro und auch zu den Sanitäranlagen zurücklegen mussten. Also verlegten wir kurzerhand das Schiff direkt zum Ausgang bzw. Eingang. Wir legten Strom und wollten Wasser bunkern. Alfred und Christoph nahmen sich der Aufgabe an. Doch 3 Stunden Schlaf sind dann doch etwas wenig, und als Alfred etwas irritiert vorlas, was auf dem Stutzen stand, in dem gerade der Wasserschlauch verschwand: „F…U…E…L“. „Das spricht man ‚Fjuhl‘“ erläuterte Christoph noch – als es ihm einschoss: FUEL! Treibstoff! Blitzartig riss er den Schlauch aus der Öffnung, aber es war zu spät. Einige Liter Wasser hatten bereits ihren Weg in den Dieseltrank gefunden…

Am nächsten Tag machten wir uns trotzdem erstmal mit dem Bus auf den Weg nach Amsterdam. Die Stadt war lebendig. Viele junge Menschen waren unterwegs. Aber auch der besondere Geruch nach Cannabis war an jeder Ecke zu riechen. Bei einer kleinen Pause in einem der Straßencafés nahmen wir ein Kaltgetränk und genossen die Atmosphäre. Und wir bezahlten bar. Aber die Niederländer sind scheinbar nicht auf Barzahlung eingestellt. Das Wechselgeld ließ auf sich warten. Am Tisch entbrannte die familieninterne Diskussion, wieso man uns hier prellen wollte und warum man mit blöden Touris ja alles machen kann. Dann kam die nette Dame und brachte uns das Geld. Tja, sind eben doch ganz lieb die AmsterdamerInnen.

Die Stadt erinnerte uns auch ein wenig an Venedig – viel Wasser und so einige Kanäle (Grachten) und Brücken. Auch gab es zum Mittagessen lecker Pannekoeken. Da war für jeden Geschmack etwas dabei – herzhaft, süß und supersüß. Sehr beeindruckend waren auch die vielen Fahrräder, Fahrradwege und die Fahrrad-Parkhäuser – die Holländer haben es halt raus. Wir stellten so langsam fest, dass es doch unüblich war, mit Bargeld zu bezahlen. Hier läuft vieles elektronisch (Digitalisierung kann auch funktionieren?). Zum Schluss beschlossen wir, noch eine Hafenrundfahrt zu machen und genossen die Pause für unsere Beine. Mit den kostenlos zur Verfügung gestellten Kopfhörern konnte jede Sprache ausgewählt werden und so erfuhren wir noch einiges mehr über Amsterdam und dessen Geschichte. Abends ging es völlig ko zurück. Wir stiegen in den Bus und stellten dann fest – es war der Falsche. Nicht falsch verstehen, die Nummer des Busses war richtig und die Richtung stimmte auch. Aber die Endhaltestellte war halt eine andere. Also beschlossen wir bis ins Zentrum von Ijmuiden zu fahren und dort in den richtigen Bus umzusteigen, der 15 Minuten später kam. Wir stellten fest, dass es in der Nähe der Haltestelle ein Subway-Restaurant gab, also bestellten wir kurzerhand vier Subs zum Mitnehmen. Die Bedienung war super freundlich. Als wir von unserem Vorhaben erzählten, bekamen wir sogar 4 Cookies umsonst 😊, so beeindruckt war er.

Dank des Wassers im Dieseltank blieben wir einen Tag länger in Ijmuiden. Wir fanden einen freundlichen Service vor Ort, der schnell Zeit fand, uns zu helfen. Also bauten wir den Tisch im Salon ab, nahmen die Bodenplatten hoch und öffneten den Dieseltank. Warum soll man ein Schiff, das man eben erst zusammengeschraubt hat, nicht auch gleich wieder zerlegen…

Mit Hilfe zweier Pumpen konnte das Wasser aus dem Dieseltank gesaugt werden. Bei der vorderen Pumpe gut zu erkennen: Das helle Wasser (unten) trennt sich klar vom gelben Diesel (oben)

Das Wasser konnte zum Glück vom Boden des Tanks rausgesaugt werden, so dass es zu keinen größeren Schäden oder Aufwänden kam. Dadurch blieb noch Zeit für einen schönen Strandspaziergang, bevor es wieder weitergeht.

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