22.10.2021 – Baiona – Leixões

Der Wecker klingelt recht früh – um 05:20 Uhr geht’s bereits los. Dies hat einen simplen Grund: wir wollen noch im hellen ankommen. In Portugal gibt es für die Häfen ein Ampelsystem: grün bedeutet, dass man ohne Probleme einlaufen darf; gelb bedeutet, dass man sich vorher mit dem Hafen verständigen sollte und die Einfahrt nicht unproblematisch ist und wenn die Ampel auf rot steht, ist das Einlaufen verboten. Das Ampelsystem richtet sich nach Wind und Welle. Und da die Wellen auf dem Atlantik momentan recht hoch sind, möchten wir kein Risiko eingehen und gern im hellen ankommen.

Beim Start haben wir leider noch keinen Wind und so geht’s unter Maschinenfahrt in Richtung Portugal. Zwischendurch frischt es zwar mal auf, so dass wir segeln können, aber es bleibt nicht die ganze Zeit so. Delphine versüßen uns die Überfahrt.

Delphine sind immer wieder toll. Daran werden wir uns nie gewöhnen.

Die Fahrt ist lang, aber wir erreichen den Hafen im Hellen. Ein etwas größerer Frachter fährt zielstrebig auf die Hafeneinfahrt zu, wir lassen ihm gern den Vortritt. Wir holen in der Zeit erstmal die Segel runter und schauen uns mit etwas Abstand die Hafeneinfahrt an. Diese stellt sich als recht groß dar und das Einlaufen ist problemlos. Das große Hafenbecken ist sehr geschützt und das Ankern im Vorhafen ist erlaubt. Also rein in den Port von Leixões. Das Wasser ist total trüb, recht ekelhaft und dreckig und der widerliche Gestank nach verdorbenem Fisch macht keine Lust auf diesen Ort. Aber egal, wir sind tagsüber sowieso unterwegs und zum Schlafen wird es wohl schon reichen.

Ein Industriehafen, aber als Zwischenhalt wird es wohl reichen.

Es gibt nur wenige Ankerplätze und da wir noch nicht so geübt sind im Ankern bleiben wir im hinteren Feld. Die SY eMMa kommt etwas später und ankert ganz in der Nähe. Wir sind alle recht müde vom Segeltörn und beschließen früh ins Bett zu gehen. Während die SY eMMa schon schläft, wird auf der SY Nala eingekuschelt noch die heute-Show geschaut. Hupen und Rufen holt uns jedoch gegen 22 Uhr aus dem Bett. Wir gehen nach draußen und schauen, was los ist. Ein Pilot-Boot (Lotse) weckt gerade die schlafende Crew der SY eMMa, um danach bei uns vorbeizukommen. Der Grund: wir liegen angeblich zu dicht am Kai, wo ein großer Frachter ablegen möchte. Also müssen wir noch umankern. Das Ankerfeld wurde im Laufe des Abends noch dichter und freie Ankerplätze sind rar. Aber es nützt nichts. Also Anker auf. Der erste Ankerversuch ist fehlgeschlagen, da der Anker nicht hielt. Der zweite Ankerversuch war eine Tortour. Unser Anker hat sich in dem Drahtseil eines alten Fischernetzes verfangen. Der Anker hielt natürlich nicht im Boden, aber hochholen ging auch nicht, da der Draht unser Boot beschädigt. Wir brauchen einige Zeit, um das Netz wieder loszuwerden. Derweil treiben wir auf ein französisches Boot zu. Das junge Pärchen vom französischen Boot hat uns schon bemerkt und eilte uns mit ihrem Dinghy zu Hilfe. Kaum dass diese bei uns am Boot waren, konnte Christoph den Draht durchschneiden und wir waren los. Also dritter Ankerversuch, aber wo? Letztendlich lagen wir wieder an der ursprünglichen Stelle und es interessierte niemanden. Auch die SY eMMa brauchte ein paar versuche, da Teile des Hafenbeckens betoniert sind. Ich hoffe, dass die Männer vom portugiesischen Pilot-Boot ihren Spaß mit uns hatten! 😊

Auch die Pilot-Boot-Besatzung braucht mal ihren Spaß.

Am nächsten Tag stand ein Ausflug nach Porto an. Die SY eMMa verlegt noch kurz in den kleinen und engen Yachthafen von Leixões und dann machen sich die Crews der SY Ariba, der SY eMMa und der SY Nala gemeinsam auf den Weg. Natürlich nutzen wir, wie so oft, die öffentlichen Verkehrsmittel. Der Weg zur Straßenbahn ist nicht weit. Wir schauen uns die ganzen Tickets an, die wir am Automaten kaufen können. Wir haben viele Optionen und entscheiden uns dann schließlich für ein 10er-Ticket. Es ist etwas günstiger als die ganzen Einzeltickets, auch wenn dann noch welche übrig bleiben. Kurz nach dem Kauf erklärt uns eine Person auf Englisch, dass das 10er-Ticket personengebunden ist und nur von einer Person genutzt werden kann. So ein Sch… Also kaufen wir 9 weitere Einzeltickets und fahren mit der Bahn nach Porto – der Heimat des Portweins.

Es ist eine tolle Stadt mit vielen künstlerischen Elementen. Wir schauen uns die Altstadt mit ihren Kirchen an, während ein Straßenmusikant Violoncello spielt, lugen kurz in die Harry-Potter-Bibliothek (die Schlange ist zu lang, um hineinzukommen), laufen über eine riesige wacklige Stahlbrücke, fahren Schwebebahn, und verkosten köstlichen Portwein bei Livemusik.

Porto ist und bleibt einer meiner Lieblingsstädte.

Auch die Portweinschiffe am Fluss schauen wir uns an und essen abends typisch portugiesisch beim total überfüllten, aber leckeren Italiener. Der hatte natürlich nur noch draußen Platz und wir haben total gefroren. Die Bestellung dauerte Ewigkeiten und der Kellner stolperte über seine eigenen Füße und bescherte Melanie eine Bierdusche. Aber das Essen war sehr lecker. Es war ein schöner Abschluss für diesen tollen Tag in Porto. Achja, unser Souvenir war selbstverständlich Portwein. 😊

Wir hatten Spaß bei der Portweinverkostung. Die Kinder blieben natürlich alkoholfrei – irgendeiner muss uns ja noch zum Boot bringen.

In Anbetracht der Zahl unserer Punkte auf der ToDo Liste beschließen wir, am nächsten Tag ohne die anderen zwei Boote nach Nazare weiterzuziehen, um das Schiff für den Atlantik fit zu machen.

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