Mit unserem geflicktem Bautenzug geht’s weiter. Aber wir gehen dieses Mal Anker auf ohne Motor. Wir setzen das Großsegel, holen den Anker hoch und segeln quer durch die Muschelfarmen – immer Kurs buchtauswärts. Zunächst ist der achterliche Wind auch recht entspannt, aber dann erreichen wir das offene Gewässer: hohe Welle und Gegenwind. Durch die Kursänderung kippt auch die Stimmung an Bord, Teile der Crew werden wieder seekrank und die Nerven sind angespannt. Wir starten eine Challenge mit der SY Ariba und der SY Emma: wer ist als erstes in Baiona? Nach einem verpatzten Wendemanöver sank die Stimmung weiter, man könnte sagen, sie war unterirdisch. Christoph und Alfred segeln fast allein weiter. Zwischen den Inseln wurde es etwas wellenfreundlicher. Wir standen vor der Frage: Durch die Meerenge durch oder außen rum? Wir gehen auf Nummer sicher und wenden. Zum Glück, es bildet sich ziemlich schnell eine dicke Nebelfront bei der Untiefe.
Wir kommen im Hafen von Biona an, neben uns ein anderes deutsches Pärchen und auf der anderen Seite die SY Ariba – sie war schneller dort. Die SY Emma geht gemütlich vor Anker. Hier harren wir aus, bis der Wind nachlässt und gehen shoppen, man braucht schließlich immer etwas: Bootszubehör (insbesondere einen neuen Bautenzug), Schnorchelequipment, Technik usw.
Hier bekommen wir einen Tipp: versucht es in Vigo, dort gibt es ein Laden, der hat alles. Also mit dem Boot nach Vigo in den hässlichen Industriehafen oder mieten wir uns einen Tag ein Auto? Wir besprechen unsere Optionen mit Freunden. Schließlich wird der Entschluss gefasst, ein Auto muss her und unsere Freunde von der SY Ariba kommen mit. Einkaufslisten für alle möglichen Produkte werden geschrieben – Segelladen, Elektromarkt, Sportbedarf, Baumarkt, usw. Christoph fährt mit einem geliehenen Fahrrad zum Autoverleih, der allerdings dauerhaft geschlossen ist. Es gibt nur noch in Vigo eine Autovermietung – also mit dem Fahrrad ab ins Taxi und nach Vigo. Das Auto mieten war problemlos und so ging es erstmal mit dem Mietwagen und dem Fahrrad wieder zurück nach Baiona um Fahrrad gegen Bootsleute zu wechseln. Der Tag wird lang, aber die Ausbeute lohnt sich. Wir bekommen unseren Bautenzug und so einiges mehr in dem Segelladen in Vigo. Einiges konnten wir nur bestellen, soll aber am Abend noch dort sein. Wir sind gespannt. Der nächste Stopp führt uns an das gegenüberliegende Ende der Bucht zum Gasflaschen auffüllen. Wir haben unsere Gasflaschen und die vom Nachbarboot im Kofferraum. Leider war es nicht möglich, das Gas noch am gleichen Tag auffüllen zu lassen. Unser Gas ist zwar fast leer, aber dafür extra einen Tag länger ein Auto mieten, ist es nicht wert. Der nächste Zwischenstopp führte uns zu Decathlon und Media Markt: Es gab Flossen, Brillen, Schnorchel und Neoprenanzüge für die ganze Familie. Dann gab es eine Maus für Alfred (nein, nein – nur eine Computermaus, kein Haustier), ein elektrisches Kochfeld mit zwei Platten und einen Luftentfeuchter. Der ganze Einkauf passt kaum in den Kofferraum, also zurück nach Biona und alles an Bord verstauen.
Während die Frauen und Kinder alles zu den Booten bugsieren, bringen die Männer (Christoph & Christoph) das Auto nach Vigo zurück und holen noch die bestellten Sachen beim Segelladen ab. Soweit klappt alles planmäßig. Dann jedoch begann die Suche nach der richtigen Bushaltestelle und sie fragen sich durch. Sie werden von Ort zu Ort geschickt und verpassen so Bus um Bus. Dem Bus immer hinterherlaufend, können die beiden wenigsten auf dem überdachten Zauberteppich verschnaufen, die in Vigo in der Mitte einer vierspurigen Promenade verbaut ist. Aber auch der hilft nicht, den Bus noch zu erwischen, also überlegen die beiden mit Colaflaschen in der Bushaltestelle, wie es weiter gehen soll. Nun ja, eine der Colaflaschen war scheinbar geschüttelt worden. So landete die Hälfte der Flasche auf Christophs Hose (es wird nicht verraten, welchen Christoph es getroffen hat) und beide hatten die Nase voll; ein Taxi muss her.
Die Taxisuche war zwar schwierig (Regen) aber immerhin erfolgreich. Mit dem Fahrer konnten sie sich prima auf Spanisch und Nichtspanisch zugleich unterhalten. Er hat zwei Kinder, und ist sehr stolz auf sie, denn sie studieren.
Der nächste Tag begann mit der Erkenntnis, dass die Welle noch immer zu hoch ist. Ein einsamer Segler bewies dies ausdrucksstark mit kräftigem Stampfen in der Bucht.
Und so nutzten wir die Gelegenheit, und wechselten den Bautenzug und beguckten uns das Wellenschauspiel anhand der Brandung an den Felsen rund um die Burg neben der Marina. Ein schönes Schauspiel, das einem mal wieder die Gewalt des Meeres zeigt. Uns wird bewusst, dass der nächste Zwischenstopp bereits in einem neuen Land sein wird – Portugal.
Am nächsten Tag hat sich die Welle beruhigt und so beschließen wir mit der eMMa und der Ariba aus dem Hafen rauszugehen und vor dem Hafen noch eine Nacht zu Ankern. Vorher tanken wir aber noch etwas Diesel, da es in Portugal noch teurer sein soll. Am 22.10.2021 geht’s sehr sehr früh weiter nach Portugal. Wir sind gespannt.
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