06-07.09.2021 Cherbourg – Brest

Das Wetterfenster ist weiterhin gut, also ab nach Brest – der letzte Zwischenstopp vor der von uns so „gefürchteten“ Biskaya. Von Cherbourg sind es ca. 180 Seemeilen also ca. 1,5 Tage. Dementsprechend wird nochmal eingekauft und los geht es.

Die erste positive Überraschung hatten wir noch im übergroßen Hafenbecken – eine Robbe. Sie war leider nur kurz zu sehen und wir waren viel zu langsam, um sie zu fotografieren. Die zweite Überraschung folgte gleich darauf – Delfine.  Wir haben Delfine gesehen, noch ziemlich weit weg, aber immerhin!

Unsere ersten Delfine in freier Wildbahn!

Und wir waren voller Hoffnung, dass es weiterhin so ein schönes Segelereignis bleiben wird. In der Landabdeckung hatten wir noch keinen Wind und keine Welle, somit musste zunächst der Motor ran. Später kam der vorhergesagte und erhoffte Wind und die Strömung hatten wir auch gut abgepasst. Vorbei an den britischen Kanalinseln durchquerten wir zum ersten Mal NICHT-EU-Gebiet. Viele Fragen stellten sich – müssen wir die britische Flagge setzen und was ist mit der Quarantäne-Flagge. Egal, da wir uns noch recht unsicher waren und wir direkt ins britische Hoheitsgebiet reinfuhren, setzten wir halt die Flaggen. Gesehen hat es sowieso keiner…

Vorbildlich beflaggt in britischen Gewässern.

Das Wetter und die Welle waren so schön, dass es auch mal eine warme Mahlzeit bei uns an Bord gab – Sandwich-Toasts. Das richtige Kochen unter Deck beim Segeln hat sich bisher noch keiner getraut. Und wir wollten auch nicht unsere Mägen überstrapazieren. Dennoch können wir sagen, dass es recht lecker war. Und dann kamen die Delfine. Dieses mal direkt an unserem Bug und in großer Zahl! Was für ein beeindruckendes Erlebnis! Sie blieben lange bei uns und kamen nochmal wieder. Schönster Kitsch im Sonnenuntergang.

Die Delfine in unserer Bugwelle war eines der beeindruckendsten und besten Erlebnisse bisher. Atemberaudend, wie diese Tiere in der Bugwelle mitschwimmen.

Bis zum Kanal vor Le Conquet war die Fahrt, auch über Nacht, total entspannt. Vor allem, weil das Wetter gut war. Das dachten sich scheinbar auch die 2 Eurofighter, die gefühlt auf Meereshöhe an uns vorbeiflogen.

Das Groß war im ersten Reff gesetzt, wie wir es zuletzt oft ab 15 Knoten gemacht hatten. Beim Zufahren auf die Ecke ließ der Wind jedoch so stark nach, dass wir mit dem Gedanken spielten, auszureffen. Glücklicherweise hatten wir darauf verzichtet! Denn in dem Moment, als wir um die Ecke kamen, bließ uns ein kräftiger Wind mit deutlich über 20 Knoten entgegen. Der Wind kam von Südsüdost, über das Land, und fühlte sich warm an. Ein bisschen haben wir uns schon über den Wind gefreut, denn am Kap kam eine ordentliche Gegenströmung von 5kn. Wir waren einfach zu schnell bis zum Kap gekommen und zur falschen Tidenzeit dort. Wir glaubten, dass wir auf der Stelle stehen bleiben würden. Die Landschaft änderte sich kaum und unsere Geschwindigkeit ist trotz des starken Windes auf 2,8 Knoten über Grund gesunken.

Wer ist schneller? Wir oder die Tonne?

Da die Windrichtung teilweise recht ungünstig war, starteten wir den Motor, um mehr Höhe zu laufen und so das Fahrwasser zu treffen. Als Wrack an einem der Felsen wollten wir dann doch nicht enden…

Am Abend erreichten wir schließlich die Bucht von Brest und machten alles klar zum Anlegen. Das bedeutet Leinen zurechtlegen und die Fender an der Reling befestigen. Doch ein Fender hatte keine Lust angebunden zu werden und wollte lieber schwimmen gehen. Also warum nicht auch noch kurz vor Schluss ein Fender-über-Bord-Manöver. Ela war zufällig am Steuer und musste das Kommando übernehmen. Es war ein schwieriges Unterfangen, denn einiges an Welle war noch da. Der Wind trieb den Fender immer wieder weg und wenn er dann am Boot war, hat man ihn nicht gegriffen bekommen. Aber alle guten Dinge sind Drei. Beim dritten Anlauf haben wir es endlich geschafft und nun dient er uns wieder als Fender – festgebunden an der Reling.

In Brest hieß es für uns warten. Wir warteten auf ein schönes Wetterfenster für die Biskaya-Überquerung. Das Wetter und die Vorhersagen änderten sich täglich. Es war auch selten so, wie es angesagt wurde. Hier drei Tage schönstes Wetter am Stück zu bekommen war schwierig. Also bleibt uns nichts anderes übrig als abwarten. In der Zwischenzeit schauten wir uns Brest an, reparierten ein paar Dinge, kauften Proviant und trafen andere Segler.

Insbesondere lernten wir die Besatzung der SY eMMa – Melanie und Markus – kennen. Wir haben sie bereits über Instagram gesehen und wussten daher, dass sie kurz vor uns aus Rostock losgefahren sind. Wir verstanden uns sehr gut und tauschten Telefonnummern aus. Es war ein schöner Zufall, wie sich später noch herausstellen wird.

Trotz der vielen Reparaturarbeiten fühlten wir uns immer noch nicht richtig vorbereitet für die Biskaya, aber irgendwann müssen wir rüber. Wir sind die ganze Zeit angespannt und nervös. Es wurde auch nicht besser, dass wir ständig Segler beobachteten, die in den Hafen hineinfuhren, aber auch wieder herausfuhren. Wir unterhielten uns mit so einigen Crews und stellten fest, dass die Segler so unterschiedlich sind, wie Menschen nur sein können – einige sind total erfahren, einige sind Neulinge, einige überführen Boote von A nach B und einige wenige sind auf Langfahrt unterwegs. Letztendlich muss jeder das tun, was er/sie sich zutraut und auch möchte.

Und dann kam das erhoffte Wetterfenster – angesagte 10-15 Knoten Wind aus Ost, Welle zwischen 1 Meter und 1,5 Meter. Also los! Wenn nicht jetzt, wann dann? Schnell noch frisches Obst und Gemüse gekauft, letzte Vorbereitungen getroffen und mit unserem nächsten Hafen Kontakt aufgenommen. Am letzten Abend haben wir noch einmal richtig gut französisch gegessen, ein würdiger Abschied!

Sogar die erste Lotsenkoje ist freigeräumt.

Mehr können wir nicht tun! Also geht es am 11.09.2021 vormittags mit dem auslaufenden Wasser los! Wir sind super aufgeregt und angespannt.

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